Im Wahljahr 2017, in dem wohl kaum eine Woche verging, ohne dass ein
kritischer Artikel in einer der überregionalen deutschen Zeitungen zum
Thema „Russlanddeutsche“ erschienen wäre, vermisste man nicht nur eine
ausgewogene, vorurteilsfreie und gründlich recherchierte
Berichterstattung, sondern leider auch Artikel, die sich halbwegs
ausführlich mit der kulturellen Bedeutung der Deutschen aus Russland im
Allgemeinen befasst hätten, geschweige denn mit ihrer Literatur.
Russlanddeutsche Literaten bleiben in ihrer Mehrheit unparteiisch, was
nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie in ihren Arbeiten keinerlei Bezüge
zu relevanten gesellschaftlichen Prozessen herstellen. Sie
nehmen vielmehr eine aktive Beobachterrolle ein, um aus dieser heraus
möglichst objektiv sowohl auf das aktuelle Geschehen zu reagieren als
auch sich auf die Geschichte bzw. die Vergangenheit einzulassen. Dieser
Band versammelt überwiegend Literatinnen und Literaten russlanddeutscher
Abstammung, doch versteht sich traditionell als Forum für alle
deutschsprachigen Autoren. Neben den bereits etablierten Autoren wie
Nelli Kossko, Eleonora Hummel, Elena Seifert, Andreas Peters, Wendelin
Mangold, Heinrich Rahn, Sergej Tenjatnikow, Agnes Gossen, Artur
Rosenstern, Sigune Schnabel u. a. findet der Leser darin ebenfalls
hochinteressante Beiträge von neuen, jungen Autoren wie Viktor Funk,
Melitta L. Roth, Katharina Martin-Virolainen, Jürgen Hafner, Christine
Zeides oder Dorothea Enß. Als Künstler sind in dem Band vertreten:
Nikolaus Rode und Tatjana Bleich.