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Des Rätsels Lösung brachte die Erklärung des Meisters, dass
seine Frau Verena Hann-Metzkes und sein Schwager Bildhauer seien; dass sein
Schwiegervater Harald Metzkes und damit ein in der DDR keineswegs unbekannter
Maler war, erfuhr ich eher nebenbei. Die Figuren der Commedia dell’Arte stammen
von Robert Metzkes, dem Schwager. Einen ähnlichen Harlekin wie den
Altlandsberger findet man übrigens an dem von ihm gestalteten
Diesterweg-Denkmal in Berlin-Mitte, ganz in der Nähe der Museumsinsel.
Überall auf diesem Hof gab es etwas zu entdecken: Selbst die
Umrandung des Gartens und des dazugehörigen Teiches ist etwas ganz Besonderes: Für
die Knäufe auf den senkrechten Streben wurden kleine Obst- und Gemüseknollen in
ein feuerfestes Material gebettet, dass dann gebrannt wurde, wobei alle
natürlichen Materialien verbrennen. In der so entstandenen Form wird das Metall
gegossen, und ich konnte auf diese Weise einen Granatapfel, ein Stück Brokkoli,
einen kleinen Romanesco und sogar einen Mini-Wirsingkohl bewundern, der, wie
Wilfried Hann mir erzählte, im KaDeWe in dieser Größe für Single-Haushalte
verkauft wird.
An vielen Stellen dieses Hofes fühlt man sich ein wenig in
eine andere Zeit versetzt, denn bei aller Arbeitsatmosphäre und gar nicht
hektischer Betriebsamkeit lädt einiges durchaus zum Träumen und Verweilen ein.
So auch die Bemerkung des Künstlers (der sich übrigens nur höchst widerwillig
als Unternehmer bezeichnet, weil er nicht als Ausbeuter dastehen möchte, seine
Arbeit aber gar nicht im Alleingang zu machen ist, denn
für einen Gießvorgang sind mindestens vier Leute vonnöten), als er mir das
Herzstück seines Unternehmens zeigte: „Das hier ist das Unterteil einer
Frauenfigur, bei dem gerade die Schweißnaht versäubert wird, das ist unser
Schmelzofen, und das“ - kurzes Aufhorchen - „ist Brahms!“ Die Musik kam aus
einer hinteren Ecke, und das eigentlich Erstaunliche war die Erklärung, die
darauf folgte.
Auf dem Hof nisteten schon Schwalben, als das Künstlerehepaar
ihn Ende der 1980er-Jahre übernahm. Da sie zuerst da waren, wurde auch nie
etwas gegen die Nester unternommen, nur an Stellen, wo es für die Tiere
aufgrund elektrischer Geräte oder hoher Wärmeentwicklung gefährlich werden
könnte, werden die ersten Nistansätze rigoros entfernt. Inzwischen hat Wilfried
Hann auch herausgefunden, auf welche Klänge die Rauchschwalben reagieren:
„Wagner und Bruckner mögen sie gar nicht. Da stoßen sie immer Warnrufe aus,
weil viel zu laute Blechbläser zu hören sind. Brahms geht gerade noch, aber
Sopran und Klavier mögen sie. Überhaupt gefallen ihnen menschliche Stimmen.“
Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum in der Werkstatt in jedem Sommer
ungefähr zwanzig Schwalbennester gebaut werden und damit gegen Ende des Sommers
hundert Schwalben zugange sind. Einen kleinen Eindruck davon bekam ich jetzt
schon, doch weil noch nicht alle Jungtiere geschlüpft und flügge waren, flog
nur ab und zu eine Schwalbe über uns hinweg.