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Jeder, der schon einmal auf dem
Leipziger Messegelände war, kennt sie, die riesige Halle mit dem halbrunden
Glasdach, in der jedes Jahr auch die Leipziger Buchmesse stattfindet. In diesem
Jahr von einer „Frühjahrsmesse“ zu sprechen, wie es eigentlich üblich ist, käme
jedoch einer glatten Verfehlung des Themas gleich. Eindeutiger Hinweis auf den
noch nicht vergangenen Winter waren dabei nicht nur die Eiszapfen, die an den
Fenstern der Glashalle zu sehen waren, sondern auch die Tatsache, dass der
schmelzende Schnee fast permanent durch die Decke derselben tropfte. Wer es am
Samstag, dem Tag mit den traditionell meisten Besuchern, vorgezogen hatte, den
ab einem bestimmten Zeitpunkt ohnehin nicht mehr fahrenden Zügen den Rücken zu
kehren und mit dem eigenen Auto anzureisen, musste erst einmal durch etwa zehn
Zentimeter hohen Schnee stapfen und sich gleichzeitig überlegen, ob sein
festgefahrenes Auto am Abend wohl wieder aus der weißen „Pracht“ befreit werden
könnte. Offensichtlich waren alle - Veranstalter, Bahn und Gäste - von dem
neuerlichen Wintereinbruch überrascht worden, und so blieb nur, es mit Humor zu
nehmen.
Bestes Beispiel dafür war der Ausruf, der auf dem Weg vom Parkplatz zum
Eingang direkt hinter uns in einer sonoren männlichen Tonlage erklang: „Bloß
gut, dass ich heute nicht meinen Rock angezogen habe!“ Was zunächst völlig
absurd erscheint, ist es auf den zweiten Blick nur noch zum Teil, schließlich
ist Leipzig immer auch ein beliebter Treffpunkt für Cosplayer, unter denen sich
die Crossplayer, die sich bewusst entgegen dem eigenen Geschlecht verkleiden,
wohl immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die Cosplayer konnten einem diesmal
allerdings auch besonders leidtun, denn die meisten der liebevoll gestalteten
Kostüme waren für dieses Wetter einfach nicht gedacht.
Einen Vorteil hat diese höchst
unpraktische Vorgehensweise dennoch: Da ich wirklich an dem einem oder anderen
signierten Buch interessiert war, habe ich mir nach den ersten Lesungen die
entsprechenden Werke gekauft und bin dann (soweit möglich) zu einer weiteren
Veranstaltung mit dem jeweiligen Autor gegangen. So habe ich Dominique Horwitz
und Jakob Hein in jeweils sehr unterschiedlichen Gesprächen erleben können. Es
ist faszinierend, wie verschieden solche Veranstaltungen verlaufen, die doch
eigentlich nur dazu dienen, ein Buch zu promoten.
Je nach Qualität und
Interessenlage des Moderators geben die Autoren dann aber ganz andere Dinge von
sich und ihrem Schaffen preis, und auch das ist durchaus ein Erlebnis, sodass
ich es in beiden Fällen keineswegs bereut habe, ein und dasselbe Buch mehrfach
vorgestellt zu bekommen.
Julia Schoch hat mir ihr Buch netterweise in meiner
Abwesenheit signiert. Ich hatte es am Stand ihres Verlages deponiert und darum
gebeten, es für mich unterschreiben zu lassen, falls sie an diesem Tag dort
noch einmal vorbeikäme.