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Buchmessen waren für mich schon
immer etwas ganz Besonderes. Zunächst fiel es mir noch schwer, einen Vergleich
zu finden, der verdeutlichen könnte, warum ich mich dort trotz der zum Glück
jedes Jahr größer werdenden Menschenmassen so wohl fühle. Bei meinem ersten
Aufenthalt auf der Frankfurter Buchmesse schließlich kam mir der erhellende
Gedanke: Ich fühle mich auf Buchmessen wie Alice im Wunderland. Überall
erwartet einen etwas Überraschendes, in jedem Gang gibt es etwas zu entdecken. Deshalb
habe ich mich in diesem Jahr gedanklich auf Lewis Carrolls Spuren begeben und
dabei, getreu meiner Vorliebe für Märchen, wirklich einige Parallelen zu seinem
berühmten Werk gefunden, wenn auch in einer etwas anderen Reihen- und
Rangfolge.
Bei diesen Lesungen und
Gesprächen wünsche ich mir ab und zu auch die Kekse aus dem Wunderland, mit
denen man erst größer und anschließend wieder kleiner werden kann. Wohl
dosiert, hätten sie mir sicher schon so manches Mal gute Dienste geleistet.
Vielleicht wären dann auf einigen Fotos weniger Köpfe der Menschen vor mir und
dafür mehr von den eigentlichen Akteuren zu sehen, und ich selbst hätte mich
vielleicht auch weniger verrenken müssen, um einen Blick auf diese zu
erhaschen. Besonders schwierig ist das meinen Erfahrungen nach an den Ständen
in der Glashalle, dem Haupttrakt des Messegeländes. Hier sind im Wesentlichen
die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsender vertreten, und die
einzelnen Stände sind nicht sehr groß, das Programm dafür aber umso
interessanter. Wenn man rechtzeitig da ist, ergattert man mit etwas Glück noch
einen Sitzplatz auf den weißen, würfelförmigen Kunstlederhockern, wenn nicht,
sitzt man entweder auf dem Fußboden oder hört sich die Lesung im Stehen an.
Besser gelöst ist dieses Problem im großen ARD-Bereich, der neben besagten
Hockern über Videobildschirme verfügt, auf denen man auch aus etwas größerer
Entfernung gut verfolgen kann, was sich auf der Bühne tut, und in der Arena der
Leipziger Volkszeitung, denn dort sind die Sitzplätze tribünenförmig
angeordnet. Da das Gastland 2019 Tschechien war, habe ich sowohl in der Arena
als auch in der Glashalle den Autor Jaroslav Rudiš erlebt, der meine ganz
persönliche Entdeckung der diesjährigen Buchmesse war. Sein Roman „Winterbergs
letzte Reise“ rief in mir viele Erinnerungen an den braven Soldaten Schwejk wach,
sodass ich mich schon jetzt darauf freue, das Buch zu lesen, das bereits am
letzten Tag auf der Messe restlos ausverkauft war.
Teepartys wie die des Märzhasen
gibt es bei der Messe zwar nicht im direkten Sinne, aber in diesen Märztagen
kann man die Begegnungen an den Ständen der Verleger durchaus damit
vergleichen. Ob nun als Autor oder als Leser - man kommt mit den
„Büchermachern“ in Kontakt, tauscht Anregungen aus und nimmt auf jeden Fall
gute Ideen für das Schreiben oder das Lesen mit nach Hause. Inzwischen bekommt
man hier und da auch ein Stück Schokolade mit auf den Weg, und die Gespräche
sind immer wieder sehr anregend und nett, sodass auch ich schon den einen oder
anderen Stand mit dem Gedanken verlassen habe: Es war mir ein Fest!
Und dennoch - Kenner des
carrolschen Märchens werden nun sicher sagen: Da fehlt doch noch einer! Was ist
mit dem verrückten Hutmacher? Ob Sie es glauben oder nicht: Auch ihn und
seinesgleichen werden Sie in Leipzig finden! Parallel zur Buchmesse findet
nämlich seit 2014 in Halle 1 des Messegeländes die Manga-Comic-Convention
statt, zu der sich Tausende von Cosplayern einfinden, junge Menschen in selbst
gestalteten Fantasy-Kostümen aller Art. Sie machen das Bild der Messe um ein
Vielfaches bunter, und eine gewisse Portion Verrücktheit ist bei ihrem
aufwändigen Hobby sicher eine der Grundvoraussetzungen.