Natürlich sollte man sich, wenn man schon einmal auf der Wartburg ist, auch die Innenräume nicht entgehen lassen, und deshalb wandten wir uns nach der Feuerzangenbowle gleich dem großen Festsaal zu, in dem die nächste Überraschung auf uns wartete. In einem Raum, für dessen Kassettendecke Franz Liszt selbst die Trapezform empfohlen hatte, um die Akustik zu verbessern, trat nun ein Puppenspieler auf, und eine große Ansammlung erwachsener Menschen sah ihm höchst andächtig dabei zu. Anscheinend waren alle so in vorweihnachtlicher Märchenstimmung, dass niemand daran etwas seltsam fand, was mich, die ich ohnehin ein Faible für Märchen habe, wiederum sehr freute.
Auch die Lutherstube ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Hier wartete allerdings die einzige Enttäuschung des Tages auf uns: Der Tintenfleck war weg! Der Fleck an der Wand, der dadurch entstanden sein soll, dass Luther beim Übersetzen des Neuen Testaments im Zorn sein Tintenfass nach dem Teufel geworfen hat, war verschwunden, obwohl uns alle Thüringer versicherten, er sei über die Jahre eigentlich immer gehegt und gepflegt worden.
Mit vielen kulinarischen Genüssen wie traditionellem, im Zeichen Frau Holles gebackenem Zwiebelkuchen und hausgefertigten Pralinen ließen wir den Tag ausklingen.
Der Weihnachtsmarkt auf der Wartburg aber, der traditionell an jedem Adventswochenende stattfindet, wird in jedem Fall mein ganz persönlicher Geheimtipp für die Vorweihnachtszeit bleiben.
(Dieser Blogeintrag ist ein Auszug aus der gleichnamigen, in meinem Buch „Höhenangst in Paris, böhmische Drachen und eine wenig bekannte Wiedergeburt“ im Anthea-Verlag erschienenen Reiseskizze. Sie können Sie auch in elektronischer Form in dem E-Book über das jeweilige Land erwerben.)