Klänge einer alten Stadt
Das Erste, womit Dubrovnik uns diesmal
begrüßte, waren die Jubelschreie der (nein, nicht Fußball-, sondern)
Wasserballfans. Ihr Gejohle drang über die Meerenge, die die Altstadt an dieser
Stelle vom Rest des Ortes trennt, bis zu dem Hügel herauf, an dessen Hang sich
unsere Unterkunft befand. Wir waren nun schon zum zweiten Mal in der
südlichsten Stadt Kroatiens, und vielleicht liegt es in der Natur der Sache,
dass man sich beim ersten Kennenlernen im Wesentlichen auf die visuellen
Eindrücke konzentriert. Nun, da wir mit diesen schon ein wenig vertrauter
waren, konnten wir all das akustisch auf uns wirken lassen, was Dubrovnik
außerdem zu bieten hat.
Dass dies in vielen Fällen mit
Straßenmusik der unterschiedlichsten Art zu tun hat, haben wir bereits bei
unserem ersten Besuch mitbekommen, denn wenn die Sonne hinter den Stadtmauern
untergeht und das Nachtleben langsam Einzug hält, findet man die Musiker fast
buchstäblich an jeder Straßenecke. Von traditionellen Saiteninstrumenten über
mittelalterliche Musik bis hin zu Pop und Swing findet man alles, was das Herz
begehrt.
Deshalb verbrachten wir auch
diesen einen Abend unseres Kurzaufenthaltes wieder innerhalb der alten Mauern
und tasteten uns quasi akustisch vorwärts, wobei es jede einzelne Darbietung
wert gewesen wäre, noch länger zu verweilen. Dieser Eindruck setzte sich auch
am nächsten Vormittag fort, wobei von eher langatmigen Gitarrenklängen bis hin
zu einem sehr originellen Sänger, der sich ausschließlich auf dem Kontrabass
begleitet, alles dabei war. Vor einer Bar, die im Innenwinkel einer Gasse
gelegen war, war sogar das Repertoire der dort auftretenden Bands auf eine
große Tafel geschrieben: Mittags gab es von 13 bis 15 Uhr Gipsy-Swing, abends
von 20 bis 0 Uhr die eher am Jazz orientierte Variante.
Allerdings fielen uns nun noch
viele andere Klänge auf. So kommt man auf der Hauptstraße und in ihrer Nähe
natürlich nicht umhin, die Bekanntschaft von zwei „grünen Männern“ zu machen,
die wohl nur in Dubrovnik niemand mit Außerirdischen in Verbindung bringt.
Gemeint sind nämlich Maro und Baro, die beiden Glöckner der Stadt, die ihren
Beinamen der Patina auf ihren Bronzekörpern verdanken. Stattliche 1,91 Meter
sind die beiden Herren jeweils groß, und weil sie schon mehr als 500 Jahre auf
dem sprichwörtlichen Buckel haben, stehen im Glockenturm nur Kopien, während
die Originale im Rektorenpalast ausgestellt sind.
Dass man in einer Stadt, deren
Zentrum auf einer Halbinsel liegt, Meeresrauschen und Bootsgeräusche
voraussetzen kann, versteht sich natürlich von selbst. Zusätzlich aber hört man
auf dem Stradun, der Hauptstraße mit dem spiegelglatten Marmorpflaster, immer
wieder das Krächzen von Vögeln. Hier können sich nämlich Touristen mit
verschiedenen Papageien fotografieren lassen. Aras, Kakadus und Großsittiche
stehen respektive sitzen hier bereit, um Passanten auf die Schulter, die Hand
oder den Kopf zu fliegen, damit dem ultimativen Urlaubsfoto nichts mehr im Wege
steht. Ob diese Art der Zurschaustellung mit dem Tierschutz und artgerechter
Haltung vereinbar ist, möchte ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, ich habe
jedoch meine Zweifel.
Danz anders waren die Geräusche
in unserem Quartier. Da gab es Hundegetrappel, Kindergeschrei, Heimwerkerlärm
und die Gespräche anderer Urlauber, die ebenfalls gerade auf ihrem Balkon
frühstückten, und so wurde uns spätestens beim Frühstück auf dem unseren klar, dass Dubrovnik nicht nur in der Vergangenheit lebt,
sondern eine Stadt ist, die auch akustisch immer wieder die verschiedensten
Anlässe bietet, sie unbedingt zu besuchen.