Sète, 08.09.1991 (Sonntag)
Heute haben wir einen absoluten Ruhetag eingelegt, daher
gibt es nicht allzu viel zu schreiben. Vormittags waren wir in der Stadt,
allerdings nur, um uns im Office du Tourisme über Fahrtmöglichkeiten in die Cevennen
zu informieren und dann in einem Café hängen zu bleiben, das gleichzeitig Bar,
Eisdiele und Tabakladen ist. Dort sind wir auch mit den Betreibern dieses
Etablissements ins Gespräch gekommen und haben dabei noch einiges Interessante
über diese Region hier erfahren. Was mir zu allererst aufgefallen ist, ist der
Dialekt, der hier gesprochen wird. So werden zum Beispiel s-Laute nach dem n am
Wortende, die einem in jeder Schulfranzösischstunde als stumm eingepackt
werden, hier durchaus gesprochen. Besonders stark merkt man das bei dem Namen
Georges Brassens, der als Nationalsänger des Languedoc gilt, weil er von hier
stammt.
Postkarten mit seinem Bild bekommt man hier an jeder
Straßenecke in mindestens zehnfacher Ausführung. Was sich hier aber immer
wieder zeigt, sind die Freundlichkeit der Menschen und das Flair einer
Mittelmeerstadt, die zur Siestazeit in völliger Lethargie versinkt und abends
erst wieder mobil wird. Das haben wir schon gestern bei einem Nachtspaziergang
gemerkt, wo die meisten Geschäfte, wie wir es auch von Roses her schon kannten,
bis nach 22.00 Uhr geöffnet hatten.
Auch der Sonntag ist hier kein Grund, Geschäfte nicht zu
öffnen. Nach des Siesta sind wir dann in einer prima Bucht tauchen gegangen, wo
wir vom patschnassen, nicht mehr näher identifizierbaren schwimmenden Hund im
Wasser bis zum ebenfalls recht mobilen Tintenfisch unter Wasser einiges Getier
beobachten konnten. Leider kann man es dabei immer nicht verhindern, sonst
ruhige Fischschwärme aufzuscheuchen, aber interessant ist
die Unterwasserlandschaft schon, und die Sicht ist auch recht gut.
Abends waren wir noch einmal kurz in der Stadt, um uns mit
Lebensmitteln fürs Abendbrot einzudecken. Jetzt sitzen wir wieder einmal vor
dem Zelt und singen zur Gitarre.