Hauptmenü:
Moskau auf den Spuren großer Meister zu erkunden, ist durchaus keine Seltenheit. Spricht man aber davon, auf den Spuren „des Meisters“ zu wandeln, weiß jeder kulturinteressierte Hauptstädter sofort, worum es geht. In diesem Fall kann es sich nur um eine Führung handeln, die höchstwahrscheinlich am Gartenring beginnt, an einem Haus, das unter der Adresse „Große Gartenstraße 302‘“ in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Hier befindet sich nämlich das Michail Bulgakow gewidmete Museum, und die Wohnung Nr. 50 ist einer der Hauptschauplätze seines berühmten Romans „Der Meister und Margarita“. Unabhängig davon, dass diese Wohnung im Roman als „nicht geheuer“ beschrieben wird, zieht sie auch über 70 Jahre nach der Fertigstellung des Werkes noch immer viele Besucher an. Ähnlich erging es auch mir vor einigen Jahren, und ich war schon damals beeindruckt von dem ungewöhnlichen Museum mit dem noch ungewöhnlicheren Gästebuch. Seit den 1980er-Jahren hinterlassen nämlich viele Besucher ihre Botschaften in geschriebener und gezeichneter Form an den Wänden im Treppenhaus, und obwohl dieses regelmäßig von talentfreien Äußerungen gesäubert wird, kommen immer wieder neue Nachrichten hinzu. Außerdem hängt bereits draußen, neben dem Eingang, ein Briefkasten mit der Aufschrift „Briefe an den Meister“.
Seit dieser Zeit habe ich mir immer wieder vorgenommen, diese Exkursion einmal mitzumachen, doch bisher hatte es immer nicht geklappt. Nun aber wollte ich die Gelegenheit auf keinen Fall ein weiteres Mal ungenutzt verstreichen lassen, und dieser laue Sommerabend ist auch wie geschaffen dafür. Die Fahrt beginnt jedoch mit einer kleinen Enttäuschung, als ich sehe, dass die angepriesene Straßenbahn lediglich ein rot angestrichener Bus ist, der immerhin die symbolträchtige Nummer 302‘ trägt. Mit ein wenig logischer Überlegung hätte ich allerdings auch selbst dahinterkommen können, dass es im Moskauer Stadtzentrum, in dem keinerlei Straßenbahnschienen mehr liegen, schwierig werden könnte, eine echte Straßenbahn fahren zu lassen. Insofern ist der Bus eine mehr als gangbare Alternative, und die Tatsache, dass auch kleinere Gässchen zum Besichtigungsprogramm gehörten, entschädigt mich vollauf.